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Schon als neunjähriges Mädchen wusste sie, dass sie tanzen wollte. Also lag sie ihren Eltern so lange damit in den Ohren, bis sie endlich Ballettunterricht nehmen durfte. Die ersten Schritte zur Profi-Tänzerin machte sie an der Escuela superior de Música y Danza de Monterrey in Mexiko, ihre Ausbildung beendete sie an der John Cranko Schule in Stuttgart. Nach 8 Jahren beim Stuttgarter Ballett erfüllte sich für sie der Traum einer jeden Tänzerin: die Beförderung zur Ersten Solistin. Das bedeutet: Sie bekommt Hauptrollen in Handlungsballetten. Das bedeutet auch: Vor einer Premiere probt sie ununterbrochen etwa 6 Wochen lang. Träume sind eben auch Arbeit. Druck? Lässt sie sich trotzdem nicht anmerken, sie geht damit so gelassen um wie mit einer Pirouette auf den Zehenspitzen: „Ich habe nie davon geträumt, ein Star zu sein. Das Tanzen war mein Traum, nicht der Status“, sagt sie. Und dieser Traum erfüllt sich für sie jeden Tag aufs Neue. Sicher, der Anfang war nicht leicht für einen, der in einer Kleinstadt bei Stuttgart aufgewachsen ist. Denn wie soll denn da die große, weite Welt der Kunst zu einem kommen? Also ging er zu ihr hin. Von Anfang an sagte er sich: „Du kommst nicht weit, wenn du andere kopierst. Du musst etwas Neues schaffen.“ Kreativ war er schon als Kind. Als junger Mann versuchte er sich in diversen Jobs und Studienfächern, doch wohl fühlte er sich nur mit Kunst. Er wurde Künstler – ohne Diplom. Stattdessen entwickelte er nach vielen Experimenten seine ganz eigene Collage-Technik mit Blattgold und Sand. „Ich wollte Kunst schaffen, die es so noch nicht gab“, sagt Bengel. Er fragte bei Hotels an und bat, in deren Lobbys ausstellen zu dürfen. Doch erst ein millionenfach geklicktes Internetvideo, in dem er eines seiner Bilder ruckartig aufstellt, wodurch loser Sand zu Boden fällt und den Blick auf das Motiv freigibt, brachte den Durchbruch. Heute zahlen Kunstfreunde fünfstellige Summen für seine Werke, die längst nicht mehr nur Architekturen zum Thema haben – Weiterentwicklung ist schließlich Kernkompetenz eines Kunstschaffenden mit internationalem Wirkungsbereich. Seine Reisen führen ihn um den gesamten Globus, doch er kehrt immer wieder in sein Atelier nach Esslingen am Neckar zurück. Denn auch wenn seine Träume riesengroß sind – die Welt, in der sie zum Leben erwachen, kann sehr wohl klein und fein sein. Denn Berlin kann jeder – Esslingen ist Kunst. Tim Bengel (29) Künstler Dass er schon als 17-Jähriger gern an alten Autos rumschraubte, vornehmlich an alten VW-Käfern, unterscheidet ihn noch nicht von vielen anderen Schraubern seiner Generation. Durch seinen Vater entdeckte er die Begeisterung für luftgekühlte Sportwagen, ein alter Porsche 356 wurde zum gemeinsamen Restaurierungsprojekt. Das anfängliche Studium der Automobiltechnik schien also nur konsequent, er aber wechselte zum Lehramtsstudium. Dann kam der Nebenjob für einen Messeveranstalter, wo er viel über die Veranstaltungsbranche lernte. Wie aber passt das alles zusammen? Als ein Freund bei der Restaurierung von Porsche Modellen Unterstützung suchte, fügte sich so langsam ein Puzzleteil ins andere. Das war sein Ding. Er gründete die Marke „Onassis“, begann klassische Porsche zu restaurieren und zu individualisieren – und erfüllte sich parallel seinen Traum, eine der größten „luftgekühlten“ Communitys überhaupt zu gründen. Der erste von ihm initiierte „Tunnel Run“ war noch ein eher loses Zusammentreffen von Freunden in 18 klassischen Porsche, die für eine Nacht das Ruhrgebiet erkundeten. Wenige Jahre später ist das Event bereits ein Highlight in der Community, bei dem bis zu 330 klassische Porsche mit ihren Fahrern, Freunde und Fans der Marke aufeinandertreffen. „Es geht um den Genuss und den Austausch mit Gleichgesinnten“, so Gädtke. Inzwischen organisiert er die Szene-Treffs unter dem Namen „Streetart.Motorsport.Revival“ hauptberuflich, schreibt das Magazin „Sight“ und arbeitet in einer Werbeagentur. Ein bunter Hund, mag sein. Ein Tausendsassa, bestimmt. Vor allem aber ein sehr aktiver Träumer, der viele weitere Träumer zusammenbringt. WIE VIEL ARBEIT STECKT IN EINEM TRAUM, DER SO LEICHT DAHERKOMMT? Rocío Alemán (28) Erste Solistin am Stuttgarter Ballett © Constantin Schiller © Alwin Maigler Träumen Sie weiter. Über den QR-Code gelangen Sie direkt zu den Videos unserer Träumer. Es gibt Träume, die bleiben selbst dann ein Traum, nachdem sie sich erfüllt haben. Die Balletttänzerin Rocío Alemán lebt ihren Traum jeden Tag. Aber die gebürtige Mexikanerin tut es mit Willenskraft, Disziplin und dennoch fast immer mit einem Lächeln. Nun, was am Ende leicht aussieht, ist harte Performance: „Ich probe täglich 8 Stunden, manchmal auch am Wochenende“, sagt Alemán. Manche Träume liegen so klar vor einem, als wären sie schon immer da gewesen, andere setzen sich erst langsam zusammen wie ein Puzzle, bei dem erst am Ende ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Vielleicht beschreibt das die Geschichte von Tom Gädtke treffend. MUSS MAN TRÄUMEWECKEN ODERWERDEN SIE VON ALLEINEWACH? „Dream big!“ – so könnte man Tim Bengels Lebensmotto zusammenfassen. Denn Bengels Träume sind groß – und überall auf derWelt zu sehen, in New Yorker Galerien wie auch in den Sammlungen internationaler Celebritys. WIE VIELE GROSSE TRÄUME PASSEN IN EINE KLEINEWELT? Tom Gädtke (41) Restaurator und Gründer von „Onassis“ TRÄUMER 9
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